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Bauernopfer der Politik?


Norderstedt. Rüdiger Flemer, Geschäftsführer der Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH (MeNo) - dem Betreiber der TriBühne - hat vom Aufsichtsrat seine Kündigung zum 31. Dezember erhalten. Der Kündigung voraus ging ein monatelanges Hickhack um den Erfolg der TriBühne. Von der Politik mit immer neuen Aufgaben versehen - auch auf Wunsch des Geschäftsführers  - wie die Verwaltung der Abo- Reihen und die Betreibung der Gastronomie, ist Norderstedts Veranstaltungsflaggschiff ins Schlingern geraten. Nachdem Anfang Juni die Zahlen für die ersten fünf Monate diesen Jahres vorlagen, sah sich der Aufsichtsrat genötigt, die Notbremse zu ziehen und Rüdiger Flemer zu entlassen. 

Grund für die Kündigung war wohl vor allem, das mangelnde Vertrauen in die Arbeit des Geschäftsführers. „Er hat uns zu spät von den Schwierigkeiten erzählt, wir mussten mehrmals Zahlen anfordern“, so Hella Schmitt. Mitglied des Aufsichtsrates und als CDU- Stadtvertreterin Kultur Ausschussvorsitzende. Allein bis Mai hat die MeNo ein Minus von rund 504.000 Euro eingefahren; für das gesamte Jahr darf die zahl von 600.000 Euro nicht überschritten werden.

„Ich habe Herrn Flemer im Auftrag des Aufsichtsrates nahegelegt, dass Arbeitsverhältnis  im gegenseitigen Einvernehmen zu Ende Juni aufzulösen. Er hat das Angebot nicht angenommen“, so Dr. Harald Freter. Aufsichtsratsvorsitzender der MeNo. Das wird für die Gesellschaft teuer, denn Flemer kann frühestens zum 31. Dezember gekündigt werden, bis dahin wird er unter Zahlung seiner Bezüge freigestellt. Worüber ist Rüdiger Flemer letztendlich gestolpert? Hat er die neu hinzugekommenen Aufgaben - die Betreuung der Abos, den Kartenvorverkauf und die Gastronomie  - zu leicht genommen? Oder ist er einfach ein Opfer der CDU Politik, die die Aufgaben auf die TriBühne verlagert hat, um Kosten in der Verwaltung zu sparen? Oder hat der Aufsichtsrat - hier hat die CDU die Mehrheit - den Geschäftsführer nicht ausreichend kontrolliert? Hella Schmitt meint, dass das Gremium oft getagt hätte und seinen Aufgaben nachgekommen wäre. Warum wurde dann nicht rechtzeitig gegengesteuert?

Fragen über Fragen; für die man je nach politischem Lager, verschiedene Antworten erhält. Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Rainer Schlichtkrull ist Dr. Harald Freter - der Aufsichtsratsvorsitzende - der Schuldige an der Miesere. Die SPD hält dagegen, dass schließlich die CDU die Mehrheit in dem Gremium habe.

Von einem „Versagen auf ganzer Linie“ der christdemokratischen Kulturpolitik spricht hingegen der parteilose Stadtvertreter Jens Kahlsdorf. Oberbürgereister Grote sei, so die Fraktionsvorsitzenden der GALiN und der SPD, Hauptverantwortlicher für die schwierige Situation der städtischen Mehrzwecksäle.


Flemer als Bauernopfer?

Lediglich in zwei Punkten scheinen sich nahezu alle Beteiligten einig zu sein: Zum einen habe der Geschäftsführer die Zahlen nicht rechtzeitig vorgelegt.  „Der Wirtschaftsplan 2005 wurde erst im Oktober des Jahres vorgelegt“, bemängelte beispielsweise Rainer Schlichtkrull. Zum anderen sind alle menschlich enttäuscht, dass ein Mitglied des Aufsichtsrates über Personalangelegenheiten aus der nichtöffentlichen Sitzung geplaudert hat. „Ich werde Anzeige gegen Unbekann bei der Staatsanwaltschaft stellen“, so reagiert Dr. Harald Freter verärgert über Veröffentlichungen „vertraulicher Sachverhalte“ in einer Zeitung.

Wie soll es weitergehen? Der Aufsichtsrat stellt sich vor, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TriBühne in den kommenden Wochen eigenverantwortlich arbeiten. „Wir weden die Kolleginnen und Kollegen mit Vertrauen und mit Kompetenz ausstatten“, so Dr. Freter. Zudem soll eine Unternehmensberatung das Konzept der MeNo abklopfen.

Hätte das nicht schon vorher passieren müssen, beispielsweise bevor die TriBühne die Abo- Verwaltung und die Gastronomie als zusätzliche Aufgaben bekam? „Wir haben darauf vertraut, dass wir mit dem Geschäftsführer einen Profi haben“, weist Schlichkrull Versäumnisse der Politik strikt von sich. Jens Kahlsdorf hat schon vor einem Jahr ein Konzept vorgelegt, das nach seiner Rechnung die Kosten für der Steuerzahler massiv gesenkt hätte. „Das ist damals nicht weiter verfolgt worden, die Früchte dieses ignoranten Vorgehens ernten wir jetzt“, so Kahlsdorf.

„Das Konzept ist gut, nur bei der Umsetzung hapert es“, ist das Fazit der CDU-Fraktion. Der neue Geschäftsführer müsste sich Gedanken machen, wie er neue Abo Kunden gewinne und wie er mit der Gastronomie umgehe. „Die kann ja auch verpachtet werden“, so gibt Schlichtkrull Tipps für die Zukunft.

Fritz-Jürgen Stockmann, Vorsitzender der Kulturstiftung Norderstedt hat eine andere Idee, der sich der Pressesprecher der SPD, Thomas Jäger, anschloss: Stockmann kann sich vorstellen, zwei Leiter zu haben, einen künstlerische und einen, der sich um die Wissenschaft kümmert.

Die Frage nach Schuld oder Nicht-Schuld wird sich wohl auch in der Zukunft nicht beantworten lassen können. „Menschlich tut es mir um Herrn Flemer leid“, zeigt Rainer Schlichtkrull Mitgefühl mit dem Geschäftsführer. Ist dieser wirklich nur ein Bauernopfer? Oder liegt es doch am Aufsichtsrat – und nicht nur an dessen Vorsitzenden – der seine Kontrollfunktion nicht erfüllt hat?

Noch weitere Fragen stellen sich: Wer haftet für den hohen Verlust im ersten Halbjahr 2006? Und warum hat trotz schlechter Zahlen der Geschäftsführer noch im vergangenen Jahr – so die Informationen des Sonntags Anzeigers eine Gehaltserhöhung bekommen? Gern hätten wir noch eine Stellungnahme des Geschäftsführers Rüdiger Flemer gedruckt, doch leider war er bis Redaktionsschluss für den Sonntags Anzeiger nicht erreichbar.
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